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Predigt am 13.10.2019 von Lars Schwesinger in der EFG Herford

Hoffnungsvoll Leben – Wie kann das gelingen?

Jerimia 29 11: Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.

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Das in der Predigt zitierte Statement vom Präsidenten des BEFG Michael noss zu den Ereignissen in Halle am 02.10.19 kann man hier nachlesen:

Und hier noch ein Link zur Quelle des folgenden Textes: https://www.baptisten.de/aktuelles-schwerpunkte/newsletter/aktuell/standard-titel/

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir Menschen brauchen Versöhnung, und wir leben aus der Versöhnung. Das wissen wir Christen und Christinnen und haben diesen Versöhungsgedanken tief in unserem Glauben verankert. Es geht um die Versöhnung mit anderen Menschen, mit uns selbst und unserer Lebensgeschichte, auch mit der Natur und über allem mit Gott. In Jesus Christus ist uns diese Versöhnung und die Möglichkeit, uns zu versöhnen, geschenkt worden. „Den, der ohne jede Sünde war, hat Gott für uns zur Sünde gemacht, damit wir durch die Verbindung mit ihm die Gerechtigkeit bekommen, mit der wir vor Gott bestehen können“ (2. Kor. 5,21).

Mit Gott und der Welt versöhnt leben zu können, ist eine tiefe Sehnsucht, die in allen Menschen steckt. Aber es gelingt uns so schwer. Vielleicht deshalb, weil wir dieses entwaffnende Geschenk, das Gott uns in Jesus Christus gemacht hat, kaum annehmen können. Zu sehr sind unser Leben und unsere Welt geprägt von Angst, Hass und Vergeltung. Dabei ist diese Sehnsucht nach einer gesunden, heilen und friedvollen Welt so alt wie die Menschheit selbst. Im alten Israel führte diese Sehnsucht zur Schaffung und Ausgestaltung des Jom Kippur, dem Tag der Versöhnung. „Auch soll euch dies eine ewige Ordnung sein: Am zehnten Tage des siebenten Monats sollt ihr fasten und keine Arbeit tun, weder ein Einheimischer noch ein Fremdling unter euch. Denn an diesem Tage geschieht eure Entsühnung, dass ihr gereinigt werdet; von allen euren Sünden werdet ihr gereinigt vor dem HERRN“ (3. Mo 16,29.30). Was für ein Zuspruch! Und was für eine Gnade – und alle sind miteingeschlossen!

Und genau an diesem Tag entschließt sich ein junger Mann, offensichtlich radikalisiert und verblendet, in eine Synagoge eindringen zu wollen, um Menschen umzubringen. Was für ein Wahnsinn! „Nie wieder!“ hieß es nach der Nazidiktatur in Deutschland und dem Holocaust. „Nie wieder!“ soll von deutschem Boden ein Krieg ausgehen. „Nie wieder!“ soll so etwas Schreckliches geschehen, dass Menschen brutal umgebracht werden, weil sie Juden sind. „Nie wieder!“ …

Und doch geschieht es, in Halle, mitten in Deutschland. Der Täter kommt nicht zu seinem Ziel. Dafür müssen andere Menschen, Passanten, die zufällig vor Ort waren, sterben. Er selbst überträgt den Weg zum Ort des Geschehens und seine Taten via Kamera live ins Internet.

Es ist unglaublich und unsäglich, was hier passiert ist. Alle aufrechten Menschen können nur entsetzt und fassungslos auf das Geschehene blicken. Der Täter ist von der Polizei gefasst worden und wir werden über die Medien mit Sicherheit in der nächsten Zeit noch manches zu ihm hören. Wichtiger scheint mir aber zu sein, wie die Gesellschaft und die Politik insgesamt mit diesem Ereignis umgehen. Man redet von einem „Einzeltäter“, aber ist er das wirklich nur einer? Hat sich nicht längst ein Klima breit gemacht, in dem Menschen ausgegrenzt, diffamiert, beschimpft oder gar umgebracht werden, nur weil sie anders sind? Hat vielleicht längst ein Kampf angefangen, in dem Menschen, die sich auf einer vermeintlichen Verliererseite wähnen, rücksichtslos gegen andere und auch sich selbst vorgehen?

Wenn dieses „Nie wieder!“ wirklich ernst gemeint war und ist, dann dürfen wir nicht zusehen und uns nur entsetzt abwenden. Dann müssen wir diesem Wahnsinn beherzt und deutlich entgegentreten. Das erwarte ich von der Politik, aber das erwarte ich auch von uns Christen und Christinnen. Verharmlosendes Abwiegeln geht nicht mehr. Die Juden sind unsere älteren Schwestern und Brüder. Sie sind und bleiben Gottes auserwähltes Volk. Aus diesem Volk kam Jesus Christus, der Versöhner der Welt. Ihm verdanken wir alles, was wir sind. Und deshalb treten wir ein gegen jede Art von Antisemitismus. Wir treten aber auch ein für alle Menschen, die in jedweder Form wegen ihres Glaubens, ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder ihrer Lebensweise verfolgt werden.

Das heißt für mich in diesen Tagen, Versöhnung zu leben. Wir können nur hoffen und beten, dass dieses Ereignis von Halle uns alle wach macht und wir dazu beitragen, dass jeder Tag ein Tag der Versöhnung werde.

Michael Noss Präsident

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